Der Countdown läuft - Vorbereitung auf den Freiwilligendienst
Heute sind es noch genau sieben Tage, bis ich am 23.08. im Flieger nach Ecuador sitzen werde....unfassbar, wie schnell die letzten Wochen vergingen. Anfang Juli war ich gerade erst fertig mit der Schule und jetzt geht es schon bald los. In der letzten Zeit standen neben Entspannung und Urlaub aber auch so einige Termine als Vorbereitung für das kommende Jahr an.
Ich bin in regelmäßigem Kontakt mit meiner Entsendeorganisation "BeSo". Sie sendet neben mir noch zwei weitere Freiwillige aus, die in Ecuador allerdings in anderen Städten leben werden. Durch gemeinsame Treffen in Präsenz oder über Zoom werden vor allem organisatorische Punkte geklärt.
Um die inhaltliche Vorbereitung ging es bei einem einwöchigen Seminar, das durch die FID (Fachstelle Internationale Freiwilligendienste) organisiert wurde. Hierzu trafen wir uns mit etwa 30 Freiwilligen in Bonn.
Täglich wurden verschiedene Themen rund um den Freiwilligendienst besprochen.
Diese beinhalteten sowohl die persönliche Vorbereitung und individuelle Erwartungen und Ängste, als auch Workshops zu interkultureller Kommunikation, Kolonialismus, Rassismus, Privilegien, Vorurteilen, globalen Ungleichheiten oder zur kritischen Betrachtung eines Freiwilligendienstes.
Außerdem hatten wir die Möglichkeit, uns mit ehemaligen Freiwilligen auszutauschen, um Fragen zu ihren Erfahrungen loszuwerden.
Für mich war dieses Seminar ziemlich prägend, da ich einige Dinge vorher gar nicht hinterfragt oder verstanden hatte. Gleichzeitig war die Masse an Informationen zu diesen schwierigen Themen auch oft erschlagend und belastend. Diese Gefühle konnten aber durch die tolle Gruppe und durch Abendprogramm wie Lagerfeuer, Filmeabend oder Kartenspielen wieder ausgeglichen werden.
Ein Teil des Seminars handelte von der fairen Berichterstattung aus Ländern des globalen Südens. Nach diesem Themenpunkt schien es mir unmöglich, ganz ohne Vorurteile und rassistische Denkweisen zu berichten und ich wurde unsicher, ob ich überhaupt einen Blog schreiben soll.
Später redeten wir aber auch über die vielen positiven Seiten eines Freiwilligendiensts und der Berichterstattung davon. Das gab mir wieder Mut und ich beschloss (wie man sieht :)) den Blog zu starten.
Sicherlich werde ich aber noch einige Male in den Blogeinträgen auf Gelerntes aus dem Seminar zurückkommen.
Nach dem Seminar blieben nur wenige Tage Zeit, bis es für mich weiterging. Schon vor einigen Monaten hatte ich mein Visum mit zahlreichen Dokumenten bei der ecuadorianischen Botschaft per Mail beantragt. Um es ausgestellt zu bekommen, ist es aber verpflichtend, dass man persönlich bei der Botschaft in Berlin erscheint. Irgendwie verrückt, dass man als deutscher Tourist einfach einreisen kann und als Freiwillige*r so einen Aufwand betreiben muss. Glücklicherweise lief aber alles gut und ich verließ die Botschaft erleichtert mit meinem Visum in der Hand.
In Berlin lernte ich in einem Zoom-Meeting außerdem meine Gastfamilie in Ecuador kennen. Meine Gastmutter Luisa und mein Gastvater Alfonso wohnen mit zwei Söhnen (14 und 17 Jahre) und mit ihrer Tochter (11 Jahre) in Saraguro ganz nah bei der Schule, an der ich auch arbeiten werde. Ihr viertes Kind (24 Jahre) studiert in der Hauptstadt Quito und wohnt somit nicht mehr zu Hause.
Das virtuelle Treffen war schön und die Familie war herzlich und offen, wodurch ich einen sehr positiven Eindruck bekam. Außerdem lebt sie sehr ländlich und hat einige Tiere, was mich umso mehr freute.
Auch mit meiner Einsatzstelle hatte ich virtuell schon Kontakt. Ich lernte den Schulleiter in einem Zoom-Meeting kennen, der mir einiges über das Schulkonzept erklärte und meine Fragen beantwortete. Auch von ihm blieb ein sehr positives Bild zurück und ich bin schon auf meine Arbeit und meine Kollegen gespannt.
Beide Zoom-Meetings fanden auf Spanisch statt, wobei meine Koordinatorin und Ansprechpartnerin aus Ecuador dabei war, die Deutsch und Spanisch spricht und demnach bei Schwierigkeiten aushelfen konnte.
Um ein besseres Bild vom Arbeitsalltag an der Schule in Saraguro zu bekommen, machte ich außerdem ein einwöchiges Praktikum an einem Freiburger Kindergarten, das von meiner Entsendeorganisation vorgesehen war. In Saraguro wird meine Arbeit wohl vor allem mit Vorschulkindern von drei bis sechs Jahren sein, daher war hier in Deutschland ein Kindergarten als Ort für mein Praktikum naheliegend.
Zuerst war ich mir unsicher, was ein Praktikum in Deutschland mir für meinen Freiwilligendienst bringen soll. Im Rückblick auf die Woche hat sich die Frage aber für mich beantwortet.
Da ich vorher wenig Kontakt mit Kindern in diesem Alter hatte, war es total spannend und schön mit ihnen zu arbeiten und ich habe das Gefühl, sie jetzt zumindest ein bisschen besser einschätzen zu können. Zudem war es interessant zu sehen, wie man als Erzieher*in auch in schwierigen Situationen am besten mit den Kindern umgeht und ich denke, dass mir diese Erfahrungen schon ein wenig bei meiner Arbeit in Ecuador helfen könnten.
Noch eine Woche...das ist so ein seltsames Gefühl. Von vielen Menschen habe ich mich bereits verabschiedet, von einigen Freunden und Familienmitgliedern steht der Abschied aber noch an. Das wird sicher hart werden, aber ich habe das Gefühl, dass ich weder Distanz noch Länge des Freiwilligendienstes richtig fassen kann, wodurch ich im Moment des Abschieds gar nicht so richtig realisiere, für wie lange das jetzt ist.
Generell fühlt sich zur Zeit alles noch sehr unreal an. So richtig glaube ich es vermutlich erst, wenn ich dort bin.
Letzte Vorbereitungen müssen noch getroffen werden, aber bald ist alles bereit zur Abfahrt. Ich bin voller Vorfreude und muss mich häufig selbst daran erinnern, dass es jetzt wirklich bald passiert. So lange denke ich schon daran, mal einen Freiwilligendienst zu machen und jetzt steht er so kurz bevor. Mein Kopf hat das irgendwie noch nicht so richtig verarbeitet, aber das ist, denke ich, auch gar nicht in vollem Maße möglich.
Das nächste Mal schreibe ich vermutlich aus Ecuador - dann hoffentlich auch mit einigen Bildern und ersten Eindrücken. Vor Ort erwarten mich erst Einführungstage in Cuenca, bevor es dann nach Saraguro an meine eigentliche Einsatzstelle geht.
Bis dann :)
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