Zwei-Monats-Update
Hallooo,
ich bin jetzt heute genau seit zwei Monaten in Ecuador.
Einen Monat habe ich mich jetzt hier auf diesem Blog nicht gemeldet und ich weiß auch gar nicht so richtig, wo die Zeit hin ist. Die letzten Wochen gingen ganz schön schnell vorbei. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich noch zehn Monate hier sein werde, klingt das natürlich schon viel, aber soo lange ist das dann irgendwie doch nicht mehr.
Seit meinem letzten Blogeintrag hat sich bei meiner Arbeit nicht wirklich viel geändert. Das Arbeiten in der Schule macht weiterhin Spaß, auch wenn es immer wieder mal stressige Tage gibt. Insgesamt merke ich aber schon, wie sich mein Verhältnis zu den Kindern verbessert. Das zeigt sich durch vermehrte Umarmungen oder durch Interesse an einem Gespräch außerhalb des Unterrichts. Das sind so kleine Sachen, die mich immer wieder erfreuen. Neben der Unterstützung der Lehrer*innen im Unterricht habe ich jetzt auch mal selbst kleine Spiele oder eine Sportstunde vorbereitet. Nächste Woche werde ich außerdem eine Unterrichtsstunde über den Klimawandel leiten.
Besonders Spaß machen mir auch Projekte oder Ausflüge. So haben wir letztens zum Beispiel Gemüsesamen in Eierkartons gesät.
An einem anderen Tag machten wir eine kleine Wanderung zu einer Farm, wo Fische in künstlich angelegten Becken gehalten werden. Die Kinder durften mit Holzangeln und Teig als Köder angeln und waren dabei sehr erfolgreich.
Auch wenn ich persönlich lieber beim Angeln zuschaue als es selbst zu machen, war es schön zu sehen, wie sich die Kinder über ihre gefangenen Fische gefreut haben, die sie dann für ein bisschen Geld mit nach Hause nehmen durften, um sie mit ihren Familien zuzubereiten und zu essen.
In meiner Gastfamilie fühle ich mich immer wohler. Ab und zu gibt es zwar Missverständnisse oder Dinge, die mich wundern, weil ich sie aus meiner Familie anders gewohnt bin, aber es wäre ja auch seltsam, wenn hier alles gleich wäre.
Ich merke einfach, dass ich hier flexibel sein muss, weil viele Termine für mich sehr spontan sind. Ich vermute aber, dass das auch oft an der Sprachbarriere lag, weil ich zum Beispiel einfach nicht verstanden habe, wenn am Tisch über die Pläne geredet wurde. Dementsprechend wurde das in der letzten Zeit auch schon besser.
Außerdem war ich zuerst ein bisschen verwundert, wie wenig ich mit meinen Gastgeschwistern zu tun habe, weil eben jeder seinen eigenen Alltag hat und beschäftigt ist.
So langsam ändert sich das aber und umso besser ich Spanisch spreche, desto einfacher wird es auch mit meinen Gastgeschwistern länger zu reden.
Immer wieder gibt es schöne Momente und Gespräche in der Familie, die mir dann wieder zeigen, dass ich Schritt für Schritt immer mehr hier ankomme.
Unter der Woche gehe ich weiterhin ins Basketballtraining, was mir viel Spaß macht. Ansonsten wird es auch nicht langweilig, weil immer irgendetwas los ist. Mal hat jemand Geburtstag oder wir besuchen Großeltern oder andere Familienmitglieder. Außerdem treffe ich mich ab und zu mit den französischen Freiwilligen.
An einem Wochenende war ich mit meiner Gastfamilie und den Französinnen auf einem Fest in der communidad Gera. Dabei konnte man neben viel Essen, Verkauf und Musik ein "Pferderennen" bewundern. Das "Rennen" war allerdings eher eine Show, bei der die Pferde in mehreren Reihen verschiedene Formationen oder Buchstaben abliefen. Auch mein Gastvater ist mitgeritten und am Ende warfen die Reiter Früchte und Süßigkeiten in die Menge.
Meine erstes langes Wochenende nutzte ich, indem ich mit anderen Freiwilligen in den Norden Ecuadors in die Nähe von Latacunga fuhr. Dort liefen wir mit einer Gruppe von etwa 20 Freiwilligen den sogenannten "Quilotoa Loop". Das ist eine hier recht bekannte Wanderroute, die meist in drei Tagen gewandert wird und die Lagune von Quilotoa, einen mit Wasser gefüllten Vulkankrater, zum Ziel hat.
Vormittags und teils auch Nachmittags wanderten wir also die Route entlang, wobei die Stimmung zwischen "Wow, die Aussicht und die Natur sind so schön" und "Wow, das ist hier so steil, ich kann nicht mehr" schwankte. Generell war es aber einfach beeindruckend und umso schöner, das alles mit so vielen Menschen zu erleben. Einmal haben wir sogar eine Alpakaherde gesehen, die von einem Reiter getrieben wurde.
Nach der Ankunft in den Hostels ruhten wir uns immer ein bisschen aus, spielten Karten oder tauschten uns über unseren Freiwilligendienst und über bisher Erlebtes aus. Das war oft sehr wertvoll, weil man merkte, dass man mit manchen Missverständnissen oder Problemchen nicht alleine ist.
Nach dem immer sehr guten Abendessen und Frühstück ging es dann am nächsten Morgen weiter.
Leider fühlte ich mich schon am Abend nach dem ersten Tag der Wanderung nicht so gut. Der zweite Tag war dann sehr anstrengend und abends im Hostel ging es mir wieder schlecht. Ich habe dann mein Fieber gemessen und tatsächlich etwa 39,5°C gehabt. Demnach blieb ich wohl oder übel am letzten Tag im Hostel, während die anderen die Lagune erwanderten. Die Rückfahrt machten wir dann gemeinsam.
Für mich war es zwar sehr schade, die Lagune nicht sehen zu können, aber es war die richtige Entscheidung, weil ich an dem Tag wirklich einfach mit Kopfweh, Müdigkeit und Fieber flachlag.
Außerdem haben wir schon gesagt, dass wir eventuell nochmals zu der Lagune reisen, da es noch andere Wanderwege gibt, die wohl sehr schön sind.
So wie jeden Monat hatte ich auch im Oktober wieder ein eintägiges Treffen mit der gesamten Gruppe aus österreichischen und deutschen Freiwilligen in Cuenca, wo wir uns über unsere Erfahrungen austauschten. In Cuenca war es wieder sehr schön und ich genoss die Zeit mit meiner Gastfamilie, sowie mit den anderen Freiwilligen. Es machte Spaß, das Stadtzentrum zu besichtigen und wir haben sehr gute Pizza gegessen (das hatte ich echt vermisst!).
Woran ich mich aber noch gewöhnen muss, ist das Thema Sicherheit. Besonders wenn ich in Cuenca draußen unterwegs bin, muss ich meine Wertsachen immer gut im Blick haben. Diebstähle sind leider nicht gerade selten und es ist für mich ungewohnt, die ganze Zeit darüber nachdenken zu müssen, ob ich jetzt wirklich mein Handy raushole, um auf die Uhr zu gucken oder lieber nicht.
Ich bin sehr glücklich darüber, dass Diebstähle in Saraguro weniger vorkommen als in den größeren Städten. Aber natürlich kann es hier (genau wie an allen Orten auf der Welt) auch passieren und man muss immer ein bisschen aufpassen.
Grundsätzlich sind meine Erfahrungen mit fremden Menschen aber überwiegend positiv. Besonders auf Reisen, aber auch hier im Ort, ist mir die Hilfsbereitschaft und Offenheit der Menschen aufgefallen und es ist schön, wie herzlich und interessiert viele mir gegenüber sind.
Jetzt aber erst einmal genug zu der letzten Zeit. Vielleicht suche ich mir bei meinen nächsten Artikeln eher einzelne Themen raus, damit ich mich nicht immer wiederhole, weil sich an meinem Alltag wohl eher wenig ändern wird. Mal schauen....
Ganz liebe Grüßeeee
Hanna
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